7 Aspekte des Yoga

nāda - Klang und Stille

 

 

„Die Welt ist Klang.“ Alles schwingt. Das ganze Universum schwingt und vibriert.

„Nāda brahma“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet: Das Absolute, der Urgrund „brahman“ manifestiert sich im Klang und wird dadurch für uns wahrnehmbar. Das für unsere Ohren Hörbare ist dabei nur ein kleiner Ausschnitt dieser Schwingungen. Manche davon können wir auch körperlich spüren, als Pulsieren, Zittern oder Vibrieren.  Abhängig von der Frequenz (Anzahl der Schwingungen pro Sekunde) und der Lautstärke können wir Klänge als angenehm, wohltuend und heilend erleben oder auch als störend, bedrohlich und schädlich.

In vielen Schöpfungsmythen erweckt der Klang die tote Materie zum Leben. Bestimmte Töne und Klänge sind wesentlicher Bestandteil religiöser Riten.

 

In der Hatha-Yoga-Pradīpika, einem  mittelalterlichen Yoga-Text, bildet Nāda, der Klang, zusammen mit Āsana, Prānāyāma und Mudrā (Körper- und Atemübungen, Energielenkungen) den „Weg des Körpers“ (S. kāya-sadhana):

Sich in den inneren Ton zu versenken“ sei der beste Weg zu Samādhi. Dafür gibt es besondere Meditationsübungen, bei denen vier bestimmte (innere) Töne erfahren werden, die das Fortschreiten anzeigen.

 

Zum Klang gehört das Erfahren der Stille, denn: Solange wir den Ton noch hören, bestehen auch Bindungen. Erst im Tonlosen wird der Urgrund erfahren. Die Stille ist die Oase, der Ort der tiefgreifenden Erholung für Körper und Geist, die eine Anbindung an das Höhere ermöglicht.

Nāda, der Klang, ist jene Kraft, die aus der Stille kommt und in unseren Wahrnehmungsbereich eintritt. Hier kann er enorme Wirkungen erzielen - lebensspendende, heilende aber auch formwandelnde, sogar zerstörende. Schließlich kehrt er wieder in die Stille, in den für uns unhörbaren Raum zurück.

Innerhalb dieser hier dargestellten sieben Aspekte des Saptāngayoga steht Nāda für jene besondere Kraft, die aus der inneren Mitte strömt und notwendig ist, yogische Qualitäten in das Dasein zu bringen.

Ruhe, Gelassenheit, Einsicht, Mitgefühl können durch die eigene Praxis auf der Yoga-Matte und/oder dem Sitzkissen entstehen. Dort sollen sie allerdings nicht bleiben, denn sie sollen und wollen als angemessenes ethisches Handeln und Engagement in Form von verantwortungsvoller Teilhabe an der Welt auch  im Außen wirksam werden.


Übungen


Halten Sie einen Moment inne: Nehmen Sie bewusst die Geräusche in ihrer Umgebung wahr. Lauschen Sie interessiert, nehmen Sie Klänge als Gegebenheiten wahr.

Kultivieren Sie stille Momente: Gönnen Sie sich morgens, abends oder tagsüber Zeiten von Stille.

Summen und Tönen bewirkt subtile und wohltuende Veränderungen in der „Gestimmtheit“ der Lebensverfassung: Wann immer sich eine günstige Gelegenheit bietet, summen Sie in unterschiedlichen Tonlagen, nehmen Sie die Wirkungen wahr.

Im Yoga kennen wir Bhramarī-Prānāyāma: Summen Sie auf „m“ und lassen Sie allmählich den Atem länger und den Summton gleichmäßiger und voller werden. Dadurch entsteht ein verlangsamter Ausatmen, der den Ton verfeinert und den Geist beruhigt.

Das eigentliche Obertonsingen erfordert eine gewisse Übung, ist aber jedem Menschen unter fachkundiger Anleitung zugänglich. Besonders beim gemeinsamen Tönen entsteht ein „Klangteppich“, der uns in die wohltuende Ruhe des Geistes führt.

 

Dieser  Artikelist in der "Ursache & Wirkung" Ausgabe Nr. 74 erschienen

http://www.ursache.at

Mag. Erika Erber

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